Erste Eindrücke

[August 2021] In Marseille bin ich (in der ersten Woche) noch niemandem begegnet, der, die oder das meine sprachliche Barriere oder Unfähigkeit in spontanen Reaktionen schnell auf französisch zu reagieren, wirklich doof gefunden hat.

Na gut. Für den Taxifahrer am Bahnhof, der mir am ersten Tag bei meiner Ankunft um elf Uhr nachts anstatt 7,50 Euro gleich mal einen 20 Euro Festpreis aus der Tasche zupfte, war es wahrscheinlich Ehrensache, sehr sehr lustig und offen zu sein. 

 

In einem kleinen Einkaufsladen fragte mich am zweiten Tag eine junge Kassiererin "Tu viens d'ou?", was so viel heißt wie "Woher kommst du?". Sie trug Maske und nuschelte. Ich war verwirrt, außerhalb des gewohnten Einkaufsdialogs eine Frage gestellt zu bekommen und bat sie, ihren Satz noch einmal zu wiederholen. Die Schlange in dem kleinen Laden war sehr lang. Alles war voller Touristen und wartender Kunden. Die Kassiererin antwortete: Ach... Nee, Tschüss. Du siehst doch wieviel hier los ist. Ich muss weitermachen. Traurig dackelte ich aus dem Laden.

 

An meinem sechsten Tag hatte ich eine Begegnung mit einem Busfahrer in Cassis. Cassis liegt westlich von Marseille und ist in 18min mit dem Zug erreichbar. Dort können zum Beispiel Bootsfahrten in die Calanques gemacht werden und während des Mistrals, einem speziellen Wind, sind anscheinend viele Surfer dort.
Auf der Rückfahrt funktionierte meine Bahnkarte nicht und ich musste mir ein Ticket am Schalter kaufen. Als ich einen Busfahrer, der zwischen Bahnhof und Strand pendelte, fragte, ob er mir fünf Euro wechseln könnte, begann er zu grinsen. Sein grinsen entwickelte sich zu einem kleinen blubbernden lachen und er hörte gar nicht mehr auf. "Was willst du nochmal?"
Ich stand ein wenig hilflos in der Bustür und wiederholte grinsend meine Frage. Die "Coins", die mein Gehirn fälschlicherweise aus dem Englischen für "Münzen" abgeleitet hatte, hieß auf französisch "Ecken". Ich hatte also gefragt ob er mir meinen Schein in "kleine Ecken" wechseln kann. Er kriegte sich vor Lachen gar nicht mehr ein und erst nach dreimaliger Wiederholung meines Fehlers (es war in Ordnung und herzlich- nicht böse) gab er mir die Münzen. Als er eine halbe Stunde später wieder am Bahnhof stand, winkten wir uns freundlich grinsend zu. Jaja... Les Touristes.